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Die Feldenkrais-Methode

Die Feldenkrais-Methode setzt an den Bewegungsgewohnheiten eines Menschen an, um auf allen Ebenen menschlichen Verhaltens einen tiefgreifenden Lernprozess in Gang zu setzen. Dieses Umlernen nimmt seinen Ausgang in den Regionen des Gehirns, die für automatisierte Bewegungsmuster wie Atmen, Stehen und Gehen zuständig sind.Wir lernen, unsere Muskeln von unnötiger Haltearbeit zu befreien und ihr Zusammenspiel zu verfeinern.

Auf der körperlichen Ebene können dadurch viele Beschwerden des Bewegungsapparats wie z.B. Rückenschmerzen, Muskelverspannungen oder Gelenkprobleme positiv beeinflusst werden. Dies geht einher mit einer Steigerung des allgemeinen körperlichen und seelischen Wohlbefindens: größere innere Ruhe und Vitalität, tiefere Atmung, bessere Durchblutung, Aufhellung des Gemüts.

Wer den eigenen Körper mehr wahrnimmt, erlebt auch die Außenwelt neu: in einem vermeintlich wohlvertrauten Alltag können sich auf einmal neue Möglichkeiten auftun. Einstmals vage Wünsche können Gestalt annehmen, Ziele in Reichweite rücken, persönliche Beziehungen intensiver werden. So weist uns die Feldenkrais-Methode® einen Weg zu persönlicher Selbstentfaltung.

Wir bewegen uns, ohne zu wissen wie
Damit Sie diesen Text lesen können, müssen die Muskeln Ihres Körpers, angefangen bei den Augenmuskeln bis hin zu den Rumpfmuskeln, präzise Arbeit leisten. Die meisten Ihrer Muskeln tun dies dabei automatisch, ohne Ihr bewusstes Zutun, sonst könnten Sie sich nicht auf den Inhalt konzentrieren. Diese unbewusste Muskeltätigkeit spielt sich ständig im Hintergrund ab, nicht nur beim Lesen, sondern auch, wenn Sie einfach auf einem Stuhl sitzen, ja allein schon beim Atmen. Das automatische Zusammenspiel unserer Muskeln ist lebensnotwendig; es kann aber auch zu einer Problemquelle werden, so zum Beispiel wenn sich unsere Muskeln verspannen. Ebenso sind Rückenschmerzen meist die Folge unbewusster, ungewollter Muskeltätigkeit. Auch wenn wir uns nicht so leistungsfähig fühlen, wie wir es uns wünschen, liegt dies oft daran, dass unsere Muskeln im Hintergrund nicht gut koordiniert sind. Ziel der Feldenkrais-Methode ist es, Zugang zu diesen Muskeln zu gewinnen, damit sie uns nicht Schmerzen bereiten oder uns behindern, sondern "mannschaftsdienlich" zusammen spielen.

Feldenkrais als Schlüssel zu mehr Lebensfreude
Es geht nicht nur darum, Beschwerden loszuwerden, sondern auch seine Fähigkeiten und Lebensfreude zu steigern. Wie gut das Zusammenspiel unserer Muskeln bereits sein mag, gibt es immer Raum für weitere Verbesserung. Nicht Anstrengung und Disziplin sind der Schlüssel hierzu, sondern Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen.

Wie wird die Feldenkrais-Methode praktiziert?
Die Feldenkrais-Methode kann sowohl in der Gruppe als auch in Einzelsitzungen praktiziert werden. Die Gruppenform nennt sich "Bewusstheit durch Bewegung". Nach Anleitung des Lehrers erforschen hier die Teilnehmer, meist im Liegen oder Sitzen, die Bewegungsmöglichkeiten des eigenen Körpers. Es geht darum, die Bewegungen sanft und einfach auszuführen, mit wenig Kraft und um so mehr Aufmerksamkeit. Vor und nach jeder Stunde prüft jeder für sich das eigene Körperbild, um festzustellen, ob sich etwas im Verlauf der Stunde geändert hat. In der Einzelarbeit, "Funktionale Integration" genannt, führt der Lehrer die Bewegungen aktiv mit seinen Händen, während die Klientin/der Klient hinspürt. Die Wirkungen, die man an sich feststellt, können mal stärker, mal weniger ausgeprägt sein, sind aber meist unmittelbar nach der Stunde spürbar. Typische Empfindungen, die spontan geäußert werden, sind z.B. das Gefühl, aufrechter zu stehen, mehr Boden unten den Füßen zu haben, entspanntere Schultern zu haben, klarer sehen zu können, oder einfach ein Gefühl gesteigerter Vitalität.

Entwicklung der Feldenkrais-Methode
Der Name der Feldenkrais-Methode stammt von ihrem Urheber, Dr. Moshe Feldenkrais, der von 1904 bis 1984 lebte und von Beruf zunächst Physiker und nebenher Judolehrer war. Als ihm nach einer Verletzung eine Knieoperation drohte, fand er einen Weg, seine gewohnheitsmäßigen Bewegungen so zu verändern, dass sein Knie auch ohne chirurgischen Eingriff funktionstüchtig blieb. Was für ihn als ein Mittel zur Selbsthilfe begann, entwickelte Feldenkrais im Laufe der Jahre zu einer Methode, die heute von Tausenden ausgebildeter Feldenkrais-Lehrer in aller Welt gelehrt wird. Zu ihrem Publikum gehören Menschen aller Altersgruppen und mit den verschiedensten Bedürfnissen.

Für wen ist die Feldenkrais-Methode geeignet?
Neben den eingangs beschriebenen Alltagsbeschwerden, kann die Methode auch nach frühkindlicher Hirnschädigung, Unfallverletzungen oder einem Schlaganfall wertvolle Hilfe leisten. Sie dient Schwerkranken zur Verbesserung ihrer Lebensqualität. Auf der anderen Seite wenden sie auch Schauspieler und Tänzer an, um ihren Selbstausdruck zu steigern, ebenso Hochleistungssportler, um sich noch schlummernde Reserven zu entlocken. Außerdem eignet sich die Feldenkrais-Methode für Alle, die ihre Gesundheit und Schönheit pflegen und sich entfalten wollen.

Leben ist Bewegung
Dass die Feldenkrais-Methode so vielseitig eingesetzt werden kann, liegt daran, dass ihr Ansatz so grundlegend ist. Bewegung ist eine Grunderscheinung allen Lebens, und die Art, wie ein Mensch sich bewegt, wirkt in alle Lebensbereiche hinein, ist Teil seiner Persönlichkeit. Das Wichtigste, was ein Mensch zu Beginn seines Lebens zu lernen hat, ist, sich zu bewegen. Erst durch koordinierte Bewegung beginnt das Kleinkind, seine Umgebung wahrzunehmen, sich mit ihr auseinanderzusetzen, sich fortzubewegen und emotional und geistig zu entwickeln. Je ungestörter das Bewegungslernen im frühkindlichen Alter vonstatten geht, desto leichter und vollkommener bauen sich darauf alle übrigen Fertigkeiten auf, die ein Mensch im Lauf seines weiteren Lebens erwirbt. Eine große Entdeckung von Moshe Feldenkrais und seiner Vorläufer ist, dass der Mensch in seinen Bewegungsmustern nie "fest verdrahtet" ist. In jedem Alter kann er wieder anfangen, das Zusammenspiel seiner Muskeln zu verfeinern, und dadurch auch auf anderen Gebieten seine Lernfähigkeit neu entfachen. Bislang Unbekanntes lässt sich aneignen, Vergessenes wieder entdecken.